Mein Herz war schwer an diesem Tag, ja eigentlich schon seit mehreren Tagen. Ich war innerlich unruhig, irgendwie zerstreut. Ich fühlte mich rastlos und hatte meinen inneren Frieden verloren. Weshalb bloss? Hatte ich zu viel gemacht? War mein Terminkalender zu voll? In meinem Kopf, umgeben von rasenden Gedanken, suchte ich nach einer Antwort.
Deshalb betete ich und lud Gott in alle Themenbereiche ein, die mich gerade so beschäftigten. Probleme mit den Kindern, eine endlose To-do-Liste, anstehende Entscheidungen etc. Mein Herz beruhigte sich nicht, obwohl ich ihm alles abgegeben hatte. Ich bat um Einsicht: „Herr, was ist los mit mir? Weshalb fühle ich mich so gereizt und unruhig?“
Nach einer Weile schlug ich eines der Bücher auf, das ich gerade las. Jen Pollok Michel schreibt in ihrem Buch Teach us to want: „…the grandest calling to be the small, smaller, smallest for the kingdom. Servants don’t fear their shrinking size.“ Frei übersetzt: „…die grösste Berufung, der/die Kleine, Kleiner, Kleinste(r) für das Königreich zu sein. Diener fürchten sich nicht davor zu schrumpfen.“
Und sie zitierte den mir altbekannten Vers, der sich auf Jesus bezieht:
Jener muss grösser werden, ich aber geringer. Johannes 3,30
Als ich diese Zeilen lasen, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich habe mal wieder den falschen Weg eingeschlagen, das Ziel verfehlt. Das griechische Wort für Sünde „ἁμαρτία“ bedeutet in erster Linie, ein Ziel zu verfehlen. Mir war gar nicht bewusst, wie sich in letzter Zeit wieder Einstellungen in meinem Herzen eingeschlichen hatten, die nicht mit Gottes Willen übereinstimmten. Es drehte sich plötzlich alles nur noch um mich, Themen, die sich unter Begrifflichkeiten wie Stolz und Gier aufführen lassen.
Einige von euch haben mich gefragt, wie ich Schuld bekenne. Ob ich da eine spezielle Routine durchführe. Ich bin der Überzeugung, dass Gott nicht ein religiöses Ritual von uns fordert. Natürlich dürfen wir auf die Knie gehen, unsere Hände falten oder Ähnliches tun. Was sich Gott aber am meisten wünschst, ist ein Herz, das Reue zeigt. Wenn wir in unserem Inneren erkennen, dass wir schuldig geworden sind und damit vor Gott gehen, wird er uns niemals ablehnen. Ja, ganz im Gegenteil, seine Liebe zu uns bleibt bestehen. Gott ist uns zugewandt, der Mensch ist es, der sich von Gott entfernt hat.
Das Opfer, das dir gefällt, ist ein zerbrochener Geist. Ein zerknirschtes, reumütiges Herz wirst du, Gott, nicht ablehnen. Psalm 51,19
Ich habe kein spezielles Ritual, wenn ich meine Schuld bekenne. Wenn mich der Heilige Geist überführt und ich meine Übertretung erkenne, bitte ich Gott sofort um Vergebung. Dieser erleichternde Moment, indem es mir plötzlich klar wird und ich freien Mutes zu meinem himmlischen Vater kommen kann, ist einfach wunderschön.
An jenem Tag, wie schon an unzähligen zuvor, bat ich Gott um Vergebung und er schloss mich in seine Arme. Frieden breitete sich in meinem Herzen aus und meine Freude kehrte zurück. Ich fühlte mich leicht und war voller Dankbarkeit für das, was Jesus für mich getan hat. Durch sein Blut wurde mir vergeben. Dieser innere Frieden übersteigt jeglichen Verstand, weil er so unendlich wohltuend ist. Nichts ist damit vergleichbar.
Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, ist er so treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. 1. Johannes 1,9
Danach richtete ich mich wieder neu aus. Wo mein Blick nur auf mich gerichtet war, fokussierte ich mich erneut auf Gott. Ich legte im Gebet alles ab, ordnete mich seinem Willen unter und fand mich in Christus geborgen.
Busse tun muss nicht kompliziert sein. Es geht darum, den Fehler einzusehen, vor Gott zu kommen und sich neu auszurichten. Und ja, das darf man 100x am Tag machen. Beten und um Vergebung bitten kann man überall: Zu Hause auf dem Sofa, auf dem Weg zur Arbeit, beim Falten der Wäsche oder während anderen ruhigen Momenten. Natürlich darf man das auch mit anderen Gläubigen zusammen tun, es ist sogar sehr erwünscht. Gott wird dich nicht ablehnen, wenn du reuigen Herzens zu ihm gehst. Im Gegenteil, er freut sich auf dich.
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2 replies on “Wie ich Schuld bekenne”
Ich kann bei Deinem Beispiel nicht die Sünde erkennen. Ist es eine Sünde, wenn man Gott bei Problemen um Hilfe bittet?
Ich habe die Sünde nicht explizit erwähnt, sondern umschrieben: “Es drehte sich plötzlich alles nur noch um mich, Themen, die sich unter Begrifflichkeiten wie Stolz und Gier aufführen lassen.”
Gott um Hilfe zu bitten ist definitiv keine Sünde, sondern sogar sehr erwünscht (Psalm 107,28-30 / Psalm 121,2 / viele weitere Stellen). Gott möchte, dass wir in voller Abhängigkeit zu ihm leben.