Ich tendiere dazu, Marta zu sein. Würde ich meine körperlichen Bedürfnisse nach Essen, Rückzug und Schlaf nicht so stark spüren, würde ich 1’000 Beschäftigungen nachgehen und meine Tage von früh bis spät mit Aktivitäten voll packen. Ist es nicht einfacher, sich in Arbeit zu stürzen, als sich damit abzufinden, dass mal wenig läuft? Aber blüht das geistliche Leben nicht gerade dann auf, wenn wenig läuft? Wenn es ruhig ist, wenn man selbst still wird und erkennt, dass die einzig wichtige Stimme dann laut wird, wenn alles andere leiser wird?
Wenn man sich beschäftigt hält, hat das Herz wenig Gelegenheit, sich zu Wort zu melden. Wir sind doch gerade so viel Wert, wie wir leisten – Lügen, die wir glauben. Innere Überzeugungen, die in unserer Gesellschaft eingeschrieben sind und uns wiederholt daran erinnern, zu tun, zu machen und zu leisten. Die Lüge wirft uns vor: „Wer bist du, wenn du nicht leistest?“ Wir stürzen uns in den Lärm, um den Krach in unserem eigenen Herzen zu übertönen. Wir schenken dem Drängen und Sehnen wenig Raum, das uns auf den Einzigen hinweist, der unsere Herzen wirklich zur Ruhe kommen lassen könnte.
Maria hat es erkannt. Leben wir in aller Geschäftigkeit nicht an der wichtigsten Beschäftigung vorbei? Ich möchte Maria sein, die das Wichtigste erkannt hat. Mein Alltag soll darauf ausgelegt sein, in all dem Chaos mich herum auf das Wichtigste zu schauen, das sich vor meiner Nase befindet: Jesus.
Ich möchte Zeit haben für Anbetung in den vielen Tagesstunden und geschenkten Momenten.
Ich möchte sein Wort in meinen Gedanken bewegen und innehalten, um für das zu danken, was er mir heute geschenkt hat.
Ich möchte ruhig werden, zuhören, anschauen… und das Wichtigste erkannt haben.
Manchmal denken wir, unserem Umfeld wäre es am liebsten, wenn wir Marta sind. Aber eigentlich brauchen sie Maria – eine Person, dessen Herz auf das Wichtigste ausgerichtet ist und andere ansteckt, ebenfalls mit dem Blick auf Jesus zu verweilen.
Ehrlich gesagt flüchte ich mich manchmal in die Marta-Rolle, weil ich Angst davor habe, eine Fake-Maria zu sein. Ihr wisst schon: Die Fake-Marias, die sich vor der Arbeit drücken und sich im Ausruhen verlieren. Die Bibel bezeugt wiederholt, dass wir zum Arbeiten berufen sind und dass Fleiss eine ehrenwerte Eigenschaft ist. Jedoch gibt es Zeiten der Erholung und Verlangsamung des Lebens. Gott gebietet im Alten Testament sogar, den Sabbat sowie die jüdischen Feste einzuhalten, die dem Gedenken, Innehalten und der Ruhe dienen.
Und dennoch glaube ich, dass es immer wieder geschieht: Ehe man es sich versieht, nimmt man wieder die Rolle von Marta ein. Wir sorgen uns um die vielen Kleinigkeiten und verlieren uns im Tun, wobei wir das Wichtigste aus den Augen verlieren. Ist es nicht doch die bessere Art und Weise zu leben? Beschäftigt sein, etwas tun, leisten und sogar noch seinen Wert daraus ziehen. Manchmal müssen wir wiederholt in diese Leistungsmuster zurückfallen, nur um zu erkennen, dass das Maria-Leben doch das Bessere ist, das Richtigere, das Wichtigere.
Während Martas Blick von einem Gast zum nächsten sprang und ihre Gedanken gefüllt waren von all den Aufgaben, die sie noch zu erledigen hatte, ruhte Marias Blick auf dem einzig Wichtigen. Und Gott möchte es uns nicht nehmen, wenn wir das Wichtigste erkannt haben.
Maria hat erkannt, dass alles seine Zeit hat. Und sie hat auch erkannt, dass, wenn Jesus im Raum ist… puh!…dann ist nicht Zeit zum Arbeiten, sondern Zeit, zu seinen Füssen zu sitzen und zuzuhören. Ist es nicht so, dass, wenn man erkannt hat, dass Jesus immer im Raum, in unseren Herzen, anwesend ist, man ganz anders arbeitet? Nicht in Hektik, sondern aus einer Ruhe heraus.
Auf ihrem Weg nach Jerusalem kamen Jesus und die Jünger auch in ein Dorf, in dem eine Frau mit Namen Marta sie in ihr Haus einlud. Ihre Schwester Maria saß Jesus zu Füßen und hörte ihm aufmerksam zu.
Marta dagegen mühte sich mit der Bewirtung der Gäste. Sie kam zu Jesus und sagte: »Herr, ist es nicht ungerecht, dass meine Schwester hier sitzt, während ich die ganze Arbeit tue? Sag ihr, sie soll kommen und mir helfen.«
Doch der Herr sagte zu ihr: »Meine liebe Marta, du sorgst dich um so viele Kleinigkeiten! Im Grunde ist doch nur eines wirklich wichtig. Maria hat erkannt, was das ist – und ich werde es ihr nicht nehmen.«
Lukas 10,38-42
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4 replies on “Innere Ruhe finden”
I have lost my best friend to “Martha” syndrome. It has crushed me. After forgetting me numerous times, lying to cover up her busyness, accepting more and more and more onto her plate.. all in the name of God, but can’t keep her word or sit down for 5 minutes to chat and re-connect.. the extreme behavior has pushed me out for good. It’s as if religion has destroyed her.. she had no interest in nurturing a 43yr. long friendship/relationship. And the kicker… I am to blame. When I ask for 2 hours of time, once a year.. she can’t because of A, B, C, D, E, F, G, H, I, J etc…. she is busy doing God’s work. I’m so sad.
“Mary recognized that everything has its time.” So, so good, my friend! And I, too, tend to be Martha because I don’t want to be perceived as a fake Mary – what a great insight. You’ve given me something to think about. Thank you. 🙂
Manchmal denken wir, unserem Umfeld wäre es am liebsten, wenn wir Marta sind. Aber eigentlich brauchen sie Maria – eine Person, dessen Herz auf das Wichtigste ausgerichtet ist und andere ansteckt, ebenfalls mit dem Blick auf Jesus zu verweilen. – Ja, sehr gut gesagt!
Gerade gestern Abend haben wir uns bei der wunder.bar, einem Abend für Frauen in unserer Gemeinde, mit diesem Thema beschäftigt. Dein Artikel kam tagesgenau und hat geholfen, nochmal weitere Aspekte anzuschubsen. Es gibt keine Zufälle, vielen Dank und herzliche Grüße.