Hoffnungslosigkeit breitete sich mehr und mehr in meinem Herzen aus und mündete in tiefer Traurigkeit. Der innere Schmerz äusserte sich unter anderem in täglichen Tränenausbrüchen. Ich war niedergeschlagen und verzweifelt, sah weder ein noch aus. Alles wirkte dunkel; in mir und um mich herum. Sinnlosigkeit nahm mein Denken gefangen.
Um den Schmerz der Verzweiflung zu betäuben, wandte ich mich täglich Ablenkungen zu. Filme, fesselnde Romane und Tagträume waren meine liebsten Helfer. Ich hoffte, Beruhigung für mein ruheloses Herz zu finden, das mich mit Gedanken voller Ängste und Fragen bombardierte. Ich kannte keine treffenden Worte, um meinen emotionalen Schmerz zu beschreiben, weil ich nicht genau verstand, was ich durchmachte. Der Versuch, meinen Platz in einer Gruppe Gleichaltriger zu finden, die keine guten Beziehungswerte pflegten, war ein Abbild meines grösseren Problems: Ich versuchte meinen Platz in einer Welt zu finden, die mir aufgrund meines verhärteten Herzes feindselig gegenüberstand.
Es war ein Tag wie jeder andere. An diesem Morgen hatte ich keine Ahnung, dass sich mein Leben innerhalb weniger Stunden radikal verändern würde. Damals war ich noch völlig blind für das Wirken Gottes. Ich kannte ihn nicht einmal. Ich wusste, dass es das Christentum gab, wie mir die verschiedenen Kirchen an meinem Wohnort immer wieder vor Augen malten. Aber dass dort etwas Aufregendes passieren würde, ja, dass es etwas mit dem lebendigen Gott zu tun hatte, davon hatte ich keine Ahnung. Und doch gab es einige Berührungspunkte, wie die Tatsache, dass ich als kleines Kind gelernt hatte, jeden Abend vor dem Schlafengehen das Vaterunser zu beten. Oder die wenigen religiösen Feiertage, an denen ich beinahe schon gezwungen wurde, mit meinen Eltern in die Kirche zu gehen und dort still zu sitzen. Oh, das war so langweilig!
Aber was an diesem Tag geschah, überstieg meine Vorstellungskraft. Ich wusste nicht, dass ich und mein ganzes Leben für immer verändert werden würden.
Meine Eltern wussten nicht wohin mit meiner Verzweiflung. Ihr Hilferuf wurde von unserer Nachbarin erhört, die christliche Seelsorge anbot. Meine Mutter und ich gingen auf einen Kaffee vorbei, und die beiden Frauen begannen, sich ungezwungen zu unterhalten. Ich sass da und hörte ihrem Geplauder höflich zu, bis meine Nachbarin fragte, ob sie für mich beten könne. Wie ich es in den wenigen Gottesdiensten, die ich besucht hatte, beobachtet hatte, faltete ich meine Hände zum Gebet. Ich erinnere mich nur noch daran, dass sie die Person Jesus, von dem ich auch schon gehört hatte, im Gebet erwähnte.
Ihre Worte verschwammen vor meinen Ohren und ihr Wohnzimmer verblasste vor meinen Augen, während ich etwas fühlte, was ich noch nie zuvor empfunden hatte. Wie kann man etwas erklären, das man nicht erklären kann? Wie kann man eine Erfahrung in Worte fassen, die man mit unserer Sprache nicht beschreiben kann? Nun stehe ich wiederum vor dieser Aufgabe und wage erneut den Versuch zu beschreiben, was ich an jenem Tag vor rund 13 Jahren erlebte, der für alle meine Tage seither entscheidend war.
Während sie betete, spürte ich plötzlich, wie etwas durch meine Arme floss. Es war, als könnte ich spüren, wie sich das Blut in meinen Adern bewegte. Dieses sanfte Kribbeln hatte ein klares Ziel: Es strömte von meinen gefalteten Händen durch meine Arme direkt in mein Herz hinein. Alles um mich herum verschwand im Angesicht dieser Empfindung. Überwältigt von einer tiefen Ruhe und Stille brach ich in Tränen aus. Es war anders als alles, was ich je zuvor empfunden hatte, und in jeder Hinsicht unerwartet.
Sobald ich mich vom Weinen erholt hatte, entschuldigte ich mich und ging ins Badezimmer, um einen Moment für mich allein zu sein. Ich warf einen Blick in den Spiegel, überzeugt davon, dass ich jetzt anders aussehen würde. Es überraschte mich, dass ich äusserlich keine Veränderung feststellen konnte, denn die Erfahrung hatte mein ganzes Inneres auf den Kopf gestellt. Wenn ich meine Begegnung mit Gott mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich sagen, dass sie in jeder Hinsicht intensiv war: emotional und körperlich. Ich klammerte mich mit den Händen an das Waschbecken und versuchte, Klarheit zu bekommen. Was um alles in der Welt war das?
In diesem Moment wurde mir klar, dass Gott real ist. Ich war überwältigt von seiner Gegenwart. Er war die lebendigste, mächtigste und liebevollste Kraft, der ich je begegnet bin. Von diesem Moment an wusste ich, dass etwas Neues in mein Leben eingebrochen war und mein Herz wie ein Wirbelwind aufgerührt hatte – der lebendige Gott war am Leben und am Werk. Ich würde nie wieder dieselbe sein.
Mein Verstand war immer noch von Ehrfurcht erfasst und meine Gedanken hörten nicht auf zu rasen: Fragen über Fragen bahnten sich ihren Weg in mein Innerstes und hinterliessen ein Ausrufezeichen in meinem Herzen: Ja, es gibt einen Gott, und er ist lebendig und gegenwärtig und wirkt auf eine Weise, die ich nie erwartet hätte.
Ohne zu wissen, was ich wollte, geschweige denn, was ich brauchte, fand ich das, wonach sich mein Herz zutiefst sehnte: Jesus Christus. In all den hoffnungslosen Momenten, die ich durchlitt, schrie meine Seele nach dem einen und einzig wahren Gott. Eine kurze Berührung mit seiner Gnade und Liebe veränderte alles in mir und für mich. Hoffnung, die ich vorher nicht in mir hatte, berührte meinen Geist und versprach mir eine bessere Zukunft. Erfüllung und Sinn lagen vor mir und winkten mir aus der Ferne zu. Ich wusste, wohin ich gehen würde, an den Ort, an dem diese mächtige Kraft wohnte, ohne genau zu wissen, worin mein Weg bestand.
Der Tag, an dem die Liebe Gottes durch meine Adern floss, hat mein Herz und meinen Geist geprägt. In Ehrfurcht vor meiner Begegnung mit Gott konnte ich nicht aufhören, darüber nachzudenken, was geschehen war. Es war atemberaubend und zugleich spürte ich festen Boden unter meinen Füssen. Es war das Surrealste und gleichzeitig das Realste, was ich je erlebt hatte. Alles deutete auf den einen Gott hin, der genau hier und jetzt da ist und mir nahe sein will, näher an meinem Herzen, als es ein Mensch je sein könnte.
Die Sehnsucht meines Herzens nach mehr als diesem Leben, meine Suche nach einem Leben mit tiefem Sinn, das Gott zu bieten hat, pochte weiter an der Tür meines Verstandes. Zu Hause war der Alltag immer noch derselbe, aber gleichzeitig auch völlig anders. Draussen vor dem Fenster tobte immer noch ein Sturm. Aber es war nicht mehr die Art von Sturm, bei der man Angst hat, dass das Haus unter den lauten Winden und krachenden Bäumen zusammenbricht. Es war die Art von Gewitter, das man erlebt, wenn man im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzt, mit einer heissen Schokolade und einem guten Buch in der Hand und die einzig vernünftige Entscheidung ist, den ganzen Tag drinnen zu bleiben. Erst wenn das Wetter draußen rau ist, merkt man, dass die alte Couch einen Komfort bietet, den man nie erwartet hätte. Ein Frieden und einen Trost, den man nicht kaufen kann, sondern nur erlebt, wenn Gott die Seele eines Menschen berührt und einen gewöhnlichen Tag in den spektakulärsten Tag verwandelt, den der Himmel zu bieten hat.
Seit dieser Begegnung weiss mein Herz, dass es Gott gibt, und meine Gedanken sind darauf ausgerichtet, ihm jeden Tag meines Lebens näher zu kommen.
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2 replies on “Der Tag, an dem mir Gott begegnete”
I’ve read your blog before, but never your testimony…it’s so beautiful and edifies my own experience…praise God, His infinite grace and mercy, Praise God♥️
Amen, praise God 🙂